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UAA Ostermarsch Gronau 2017

‘Das ist Atomwaffenpolitik’ – Bericht von der Kundgebung in Lingen

Die Bundesregierung muss handeln.

150 bei Kundgebung gegen Uranfabriken und AKW-Pläne.

Kundgebung in Lingen am 22.01.2022 (Foto Anne Bussmann, SFV)
Kundgebung in Lingen am 22.01.2022 (Foto Anne Bussmann, SFV)

Rund 150 Mitglieder von Anti-Atomkraft-Initiativen und Umweltverbänden, besonders aus dem Emsland und umliegenden Regionen, haben am Samstag, 22.01.2022 vor der bundesweit letzten Brennelementefabrik in Lingen demonstriert. Auch Mitglieder der parteiunabhängigen Grün Alternativen Liste (GAL) Gronau (NRW) sowie sechs Personen aus dem Umfeld des Klimabündnis Hamm (SFV und FUgE) haben teilgenommen.

Letztes Jahr wurde bekannt, dass die Betreiber der Lingener Uranfabrik, in der Brennstäbe für Atomkraftwerke in mehreren Ländern hergestellt werden, mit dem russischen Atomkonzern Rosatom kooperieren wollen. Bürgerinitiativen und Umweltverbände wie der BBU, aber auch die GAL Gronau, lehnen diese deutsch – russische Kooperation ab und fordern die sofortige Stilllegung der Brennelementefabrik.

Vladimir am 22.01.2022 bei der Kundgebung in Lingen (Foto Anne Bussmann, SFV)
Vladimir am 22.01.2022 bei der Kundgebung in Lingen (Foto Anne Bussmann, SFV)

Die Kundgebung fand direkt vor der Brennelementefabrik statt. Nach einer Schweigeminute für Jochen Stay gab es Redebeiträge von Vladimir Slivyak (Ecodefense Russland, Träger des Alternativen Nobelpreises 2021), von Angelika Claussen (von der atomkraftkritischen Ärzteorganisation IPPNW), Cécile Lecomte (“Eichhörnchen”) und Matthias Eickhoff (SOFA [Sofortiger Atomausstieg] Münster und Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen). Für den musikalischen Rahmen sorgte der Liedermacher Gerd Schinkel.

Der Protest in Lingen richtete sich auch gegen die Urananreicherungsanlage in Gronau. In mehreren Reden wurde kritisiert, dass die beiden Uranfabriken in Lingen und Gronau bisher vom Atomausstieg ausgenommen sind. In einer Presseerklärung betonte die GAL nach der Kundgebung, dass die Bundesregierung jetzt endlich die Stilllegung der Uranfabriken in Gronau und Lingen auf die politische Tagesordnung setzen muss.

Udo Buchholz von der GAL Gronau hierzu:

„Gemeinsam mit den Landesregierungen in NRW und Niedersachsen kann die Bundesregierung die Uranfabriken stoppen. Es darf nicht sein, dass mit dem Betrieb der beiden Anlagen weiterhin der beschlossene Atomausstieg unterlaufen wird und in beiden Fabriken unbegrenzt Nuklearbrennstoff für den AKW-Weltmarkt produziert wird. Und auch jegliche deutsch – russische Kooperation im AKW- und Uranbereich muss seitens der Bundesregierung unterbunden werden“.

Und natürlich richtet sich der Protest gegen alle Atomfabriken und Atomkraftwerke in nah und fern. Gegen das Atomkraftwerk Lingen 2 ebenso wie gegen das französische Atomprogramm sowie gegen Pläne zum Neubau von zwei Atomkraftwerken in den Niederlanden.

Dieses wurde in allen Reden deutlich: Die Kosten für Atomkraftwerke sind extrem hoch und es zeigt sich, dass die Kosten nicht kalkulierbar sind und leicht aus dem Ruder laufen.
Ein Beispiel aus Finnland ist das AKW Olkiluoto. Es wurde 2005 mit 3 Mrd€ Baukosten bestellt. Bereits bis 2015 haben sich die Kosten verdreifacht. – Ende wegen anhängiger Klagen immer noch offen. Im Dezember 2021 erreichte der Reaktor das erste Mal die nukleare Kritikalität. Die Bauzeit demnach: Mehr als 16 Jahre!
Weltweit gibt es kein geeignetes Endlager für Atommüll. Die Finanzierung von Atomkraftwerken ist schwierig bis unmöglich und es findet sich keine Versicherung, die das Risiko abdeckt. Das alles macht Atomstrom im Vergleich zu alternativen Energiequellen sehr teuer. Das ist allgemein bekannt. Schneller und günstiger geht es mit erneuerbaren Energien. Es geht den Befürwortern aus der Politik jedoch nicht nur um Energieerzeugung. Es geht auch, und das wird in der Politik nicht so deutlich benannt: Es geht um Material und Produktionsverfahren für Atomwaffen. – Zitat:

Es handelt sich nicht nur um ‘Energiepolitik’. Das ist ‘Atomwaffenpolitik’ und das müssen wir überall deutlich machen!”

Am 6. Februar werden sich Mitglieder der regionalen Anti-Atomkraft-Initiativen aus dem Dreiländereck NRW – Niederlande – Niedersachsen beim 425. Sonntagsspaziergang an der Gronauer Urananreicherungsanlage treffen. Die Sonntagsspaziergänge finden seit Ende 1986 ununterbrochen immer am ersten Sonntag im Monat an der umstrittenen Gronauer Uranfabrik statt. Weitere Termine bei uns im Kalender:

  • Freitag, 3. Juni 2022, Gorleben:
    Gorleben raus & AKW aus.
    Kulturelle Widerstandspartie 2022 – Das Fest zum Erfolg aller Anti-Atom-Bewegten!

    Am Pfingstfreitag – eingebettet ins zwölftägige wendländische politische Kulturfestival „Kulturelle Landpartie“ – soll in Gorleben richtig groß gefeiert werden. Organisiert wird das Fest von bewährten Kräften aus dem Wendland. .ausgestrahlt unterstützt mit Rat und Tat. Eingeladen sind anti-atom-bewegte Menschen von überall – also auch Du!
  • 9. Juli bis 7. August 2022
    Anti-Atom-Radtour Nord von Tihange (B) bis Berlin
    und
  • 13. August bis 4. September 2022
    Anti-Atom-Radtour Süd von Kahl/Main bis Freiburg

    Beide Touren führen über viele atompolitisch relevante Stationen unterwegs. An den einzelnen Orten wird es Veranstaltungen und Aktionen geben – alles Anlässe, um sich mit (ehemaligen) Mitstreiter*innen zu verabreden, sei es nur für einen Tag an einer Station oder für mehrere Tage Mitradeln.
  • Samstag, 3. September 2022, Freiburg
    Evtl. Abschaltfest für Süddeutschland zum Abschluss der Süd-Radtour

    Diese Idee ist noch nicht völlig in trockenen Tüchern, aber bitte schon merken!

Weitere Informationen:

Grundlage: PM der GAL Gronau, Udo Buchholz
Beitragsbild: UAA Ostermarsch Gronau 2017 | Quelle: BBU CB

Uli Mandel

Ab 2014 Gründer und Administrator des Klimabündnis Hamm (klimabuendnis-hamm.de); ab 2022 umbenannt in stadt-klima-wir.de ("Stadt.Klima.Wir!"). - Motto: "Taten, statt warten!“ oder "Auch ein Schritt zurück kann Fortschritt sein." - Wer in meinen Beiträgen Fehler findet, sollte sie nicht behalten. - Siehe Impressum....

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